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Ernährung Wie gesund sind Bitterstoffe?

Süßes, Salziges und auch Saures essen die meisten gern. Geschmacklich bittere Lebensmittel wie Chicorée, Löwenzahn und Salbei erfreuen sich dagegen keiner großen Beliebtheit. Leider! Denn Jutta Löbert sagt: "Gerade Bitterstoffe sind äußerst gesund und gehören unbedingt zu einer ausgewogenen Ernährung." Die Ernährungsexpertin gibt Tipps, mit welchen Lebensmitteln Sie Bitterstoffe in Ihren Speiseplan integrieren können.

Stand: 15.05.2024

Gartenkräuter: Salbei | Bild: BR/Philipp Kimmelzwinger

Bitterstoffe waren in früheren Zeiten Warnhinweise auf giftige Lebensmittel. Heute weiß man jedoch, dass bittere Nahrungsmittel nicht immer giftig sind, insbesondere bei richtiger Dosierung.
(Lesen Sie hier, wie Sie die Löwenzahnwurzel für Ihre Gesundheit nutzen können.)

Wirkung von Bitterstoffen

Die Wirkung von Bitterstoffen konzentriert sich auf drei wesentliche Effekte:

  • Bitterstoffe regen die Verdauung an, indem sie für ein schnell einsetzendes Fließen der Verdauungssäfte sorgen. Schon beim Kontakt mit den Geschmackssensoren im Mund werden Magen, Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse zur Produktion von Verdauungssäften angeregt. Völlegefühl, Verstopfung oder Bauchkrämpfe entstehen gar nicht erst.
  • Die Geschmacksrichtung "bitter" vermittelt dem Körper zudem Signale, die schnell zu einem Sättigungsgefühl führen. Das wiederum bedingt, dass man weniger isst und dadurch die Gewichtsreduzierung erleichtert wird.
  • Bitterstoffe senken den Cholesterinspiegel, fördern die Fettverdauung und gelten deshalb als "fatburner".

Bei Gallensteinen besser Finger weg von Bitterstoffen!

Wer an Gallensteinen leidet, sollte vorsichtshalber auf den Verzehr von bitterstoffreichen Lebensmitteln verzichten. Bitterstoffe regen die Produktion von Gallensäure an, was die Symptomatik verschlechtern könnte.

Nahrungsmittel, die Bitterstoffe enthalten

Wenn Sie Bitterstoffe in Ihre Ernährung integrieren wollen, empfiehlt Jutta Löbert folgende Nahrungsmittel:

Artischockenblätter

  • Wirkung: cholesterinsenkend, leberaktivierend
  • Inhaltsstoffe: Vitamin C, Vitamin B1, Eisen, Calcium, Magnesium, Inulin (löslicher Ballaststoff)
  • Verwendung: als (gekochtes) Gemüse, Tee, Kapseln, Trockenextrakt oder Frischpflanzenpresssaft
  • Täglich empfohlene Dosis: 3 bis 6 Gramm der Arznei beziehungsweise dreimal täglich eine Tasse Tee vor den Mahlzeiten

Löwenzahn

  • Wirkung: hilfreich bei Leber- und Gallenstörungen, verdauungsfördernd, harntreibend
  • Inhaltsstoffe: Vitamin C, Provitamin A, Vitamin K, Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor
  • Verwendung: Blätter und Wurzel als Teekaltansatz, Frischpflanzenpresssaft oder Salat

Löwenzahn-Tee:

Pro Tasse 3 bis 5 Gramm der Pflanzendroge (Wurzeln, Kraut, Blätter) mit 150 ml kaltem Wasser übergießen, erhitzen, nicht kochen, etwa 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Dreimal täglich eine Tasse eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten zur Appetitanregung trinken. Bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten verwenden.

Fertigen Frischpflanzensaft finden Sie in Reformhäusern, Bioläden, Apotheken und online. Sie können ihn aber natürlich auch selbst zubereiten, zum Beispiel mit Löwenzahn.

Löwenzahnsaft:

Zutaten:

  • etwa drei Hände voll Löwenzahnblätter
  • 1 l Wasser


Zubereitung:
Löwenzahnblätter gründlich waschen und in grobe Stücke schneiden. In den Mixer füllen und mit etwas Wasser zu Brei mixen. Den Pflanzenbrei durch ein engmaschiges Sieb oder ein Mulltuch pressen und den Saft in einem Behälter auffangen.

Anwendung:
Am besten vor den Mahlzeiten 50 ml puren Saft trinken oder mit etwas Wasser oder Obstsaft verdünnen. Der Saft sollte nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden.

Salbeiblätter

  • Wirkung: reduzieren krankhafte Schweißbildung, appetitanregend, entzündungshemmend im Mund und Rachenraum (Gurgeln), geeignet zur Inhalation bei Husten und Erkältungskrankheiten, helfen bei Durchfallerkrankungen
  • Inhaltsstoffe: Thujon, Linalool,1,8-Cineol, Gerb- und Bitterstoffe
  • Verwendung: als Tee, Frischpflanzenpresssaft, zum Gurgeln als alkoholischer Auszug mit Wasser verdünnt

Salbeiblätter-Tee:

Bei Magen-Darm-Beschwerden 2 Gramm Salbeiblätter (fein geschnitten) mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. Dreimal täglich eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten genießen.
Bei übermäßigem Schwitzen 3 Gramm Salbeiblätter mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Speziell bei Nachtschweiß diesen Tee kalt trinken.
Die Tagesdosis sollte drei Tassen Tee nicht überschreiten.

Achtung:

Während der Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtshalber nicht einnehmen. Das in dem ätherischen Öl enthaltene Thujon kann zu Krämpfen und schnellem Herzschlag führen. Asthmatiker und Kleinkinder sollten ebenfalls zurückhaltend sein, da die ätherischen Öle zu Atemnot führen können.

Chicorée

  • Wirkung: verdauungsfördernd, regt die Gallenblase und Bauchspeicheldrüse an, blutzuckersenkend, Stimulierung der Magensäfte
  • Inhaltsstoffe: Vitamin A, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin C, Phosphor, Kalium, Calcium, Inulin
  • Verwendung: möglichst frische Blätter verzehren, um die Inhaltsstoffe zu erhalten

Rucola

  • Wirkung: antibakteriell, Abwehrkräfte stärkend durch Bitterstoffe und scharfe Senföle
  • Verwendung: frische Blätter
  • Inhaltsstoffe: Mineralstoffe, Folsäure, Beta-Carotin, Vitamin C, Kalium, Calcium
  • Tägliche Dosis: nicht mehr als 25 g Rucola pro Tag

Gut zu wissen:

Rucola gehört zu den sehr nitratreichen Salatsorten. Er enthält im Schnitt mehr als doppelt so viel Nitrat wie andere Sorten. Vor allem in den Blattstielen ist er nitratreich. Die Stiele sollten Sie daher besser nicht verwenden.
Ernten Sie Rucola aus dem eigenen Garten am besten nachmittags oder abends. Durch Licht wird (das zur Eiweißbildung benötigte) Nitrat in der Pflanze abgebaut.
Nitrat ist zwar ungiftig, es kann aber vom Verdauungstrakt im Körper in gesundheitsschädliches Nitrit umgewandelt werden. Dadurch kann der Sauerstofftransport durch die roten Blutkörperchen gestört werden.

Endivien

  • Wirkung: regt den Gallenfluss an, unterstützt die Fettverdauung, leicht harntreibend, entzündungshemmend, stärkt das Immunsystem
  • Verwendung: frische Blätter
  • Inhaltsstoffe: Folsäure

Gut zu wissen:

Auch der Endiviensalat enthält vergleichsweise viel Nitrat, daher ist - trotz positiver Wirkung - ein mäßiger Verzehr zu empfehlen.

"Bleiben Sie gesund!" wünschen Jutta Löbert und "Wir in Bayern"


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